Premium-Themes für WordPress – nicht immer erste Wahl

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Bildquelle: Pixabay, Alexas_Fotos

Jede vierte Website die heute online ist, basiert auf WordPress. Themes und Plugins für WordPress waren früher abgesehen von wenigen Ausnahmen kostenfrei. Heute muss man sich teilweise gar schon vor kostenfreien Angeboten hüten (dahinter können sich malwarekontaminierte Raubkopien verbergen). Dass man so leicht nichts mehr umsonst bekommt, ist nachvollziehbar, für Entwickler allerdings eine Gratwanderung.

Hut ab vor jedem, der sich an die Entwicklung eines Themes wagt und an Kunden verkauft. Ich hatte diese Idee auch mal, und verwendete das Ergebnis mehrere Jahre lang in diesem Blog. Die Ansprüche die an Themes gestellt werden, sind hoch und werden in den nächsten Jahren sicherlich noch steigen. Das wurde mir im Zuge der Entwicklung mehr als deutlich.

Wie viel Funktionalität soll man frei zur Verfügung stellen, um die für hinreichende Popularität erforderliche Verbreitung zu bekommen? Welche Funktionen soll man käuflich machen um ausreichend Kaufreiz zu erzeugen? – Wie ist es zu schaffen, Entwicklungsaufwand und Ertrag in ein akzeptables Verhältnis zu bringen?

Eine Lösung für WordPress ist nach der erstmaligen Programmierung nicht fertig. Die Innovationszyklen sind im Laufe der Jahre kürzer geworden. WordPress entwickelt sich, und damit unterliegen auch Komponenten dem Erfordernis laufend angepasst und gepflegt zu werden. Andererseits soll nach einem Update weiterhin funktionieren, was es vorher auch tat. Das erfordert, bei jeder neuen Version in beide Richtungen zu blicken: vorwärts und zurück.

WordPress Themes sind frei

2010 löste TwentyTen das damalige Standardtheme Kubrick ab. Seitdem erscheint am Ende eines jeden Jahres ein neues WordPress-Standardtheme das den ausgeschriebenen Namen des kommenden Jahres trägt. Aktuell ist es TwentySixteen. Technisch sind die Themes auf dem jeweiligen neuen Stand, erfahren regelmäßig Updates und eignen sich auch gut um mit einem Childtheme eigene Vorstellungen umzusetzen, oder sich über den Stand wichtiger Theme-Funktionen zu orientieren.

Zweckgebundene Lösungen

Manche Themes sind für einen ganz bestimmten Zweck entwickelt (zum Beispiel für Fotoblogs, Verzeichnisse, Immobilien). Hier kann wer gezielt sucht, einen Treffer landen, der erfüllt was er braucht, und das gerne vor dem Hintergrund eigener Erfahrungen mit dem Thema die fundiert umgesetzt wurden. Für so genannte „Multipurpose“-Themes trifft das hingegen nicht zu.

„Multipurpose“ kann viel bis alles – oder nichts?

Ein Theme das (fast) alle Zwecke abdeckt, das muss doch auch für den eigenen Zweck passen. „Multipurpose-Themes“ werden mit Tonnen von Features angepriesen, von denen der einzelne Anwender etwa 95% niemals brauchen wird, die aber zu seiner Verwirrung beitragen und an den Ressourcen und der Performance seiner Website nagen.

Keineswegs sicher wird einer der vielen Zwecke genauso getroffen wir man ihn möchte oder gar braucht. Und schon wird die vermeintliche Universallösung zum einschränkenden Kompromiss. Modifizierungen (die nur in Form eines Childthemes vorgenommen werden sollten) sind umständlich und mithin nicht viel weniger aufwendig als sich ein ballastfreies individuelles Theme für seine spezifischen Anforderungen anfertigen zu lassen.

Wer bereit ist, seine Wünsche an dem zu orientieren was ein gewähltes Theme bietet, dürfte damit wenig Sorgen haben. Wenn die eigenen Vorstellungen hingegen sehr klar sind, und die Wunschlösung davon abweicht, kann eine Anpassung recht aufwendig werden, vor allem wenn ein Theme nicht durchdacht und sauber programmiert ist. Je mehr konkrete Wünsche es gibt, umso schwieriger wird es sein, eine geeignete Kombination zu finden.

Begleiterscheinungen des Featurewahns

Anfänger sind überfordert, fortgeschrittene Anwender irritiert, Entwickler genervt vom Wettrüsten großteils sinnloser Features. Kein Mensch will mit einer einzigen WordPress-Website alles machen und bezwecken. Man würde ja auch nicht für den Ressourcenaufwand eines 7-Tonners einen Personenwagen betreiben.

Ressourcengierig

Der Ressourcenhunger eines „Multipurpose“-Themes mit dem ich mittlerweile zwei mal konfrontiert war ist beachtlich. Empfohlen wird ein PHP Memory Limit von 256 MB. Das ist nicht grade was einem jeder Provider zur Verfügung stellt. Nicht mal von 128 MB kann man immer sicher ausgehen. Warum es dann auch noch fünf verschiedene Slider von fünf verschiedenen Anbietern integriert hat, dafür fand ich bislang keine vernünftige Erklärung. Damit erhöht sich die Fehleranfälligkeit und die Anzahl potentieller Sicherheitslücken.

Zum Staunen brachte mich dann noch ein Theme, das 19(!) zusätzliche Bildgrößen vorsieht. Und trotzdem wird als Beitragsbild die Originalgröße von Bildern geladen (ganz toll auf mobilen Endgeräten). Eine Einstellung dafür das zu ändern gibt es nicht. Die in WordPress vorhandene Funktionalität für Responsive Images wird – natürlich – ebenfalls überschrieben.

Nicht jeder Inhalt passt in jedes Kleid

Die meisten Themes sehen in der Demo gut aus, schon daher, weil Inhaltsstrukturen und Bilder darauf abgestimmt sind. Die Enttäuschung wenn man sich ein Theme auf seiner eigenen Site installiert, kann groß sein. Manche Themes gehen davon aus, dass man immer ein Beitragsbild hat, und nicht selten sehen sie dann ein Format vor, das unter den bestehenden Bildern gar nicht existiert.

Unfreundliche Methoden

Manchmal kann man die „Lite“-Variante eines Themes oder Plugins gar nicht einsetzen, da das primäre Ziel der Version nur jener ist, Nutzer zum Kauf zu animieren. Es werden einem dann wesentliche Features vorenthalten, mit dem Hinweis, dass man das Theme oder Plugin dafür kaufen muss. Seriosität und Qualität bleiben bei solchen Methoden leicht mal auf der Strecke. Premium ist dann oft nur der Preis, nicht die Qualität.

Unerwünschte Hinterlassenschaften und Verluste

Der Vorteil eines CMS wie WordPress ist die Trennung von Funktionalität und Inhalten, so dass man zu jeder Zeit die volle Kontrolle über das Design, und die Freiheit hat, es mit einem Klick zu ändern. Baukasten-Themes heben diesen Vorteil wieder auf.

Irgendwann hat man von dem Theme vielleicht genug oder einfach Lust auf was Neues. Nach dem Wechsel verbleibt dann massenhaft kryptischer Text in eckigen Klammern, so genannte Shortcodes auf Seiten und in Beiträgen hängen. Das waren einstmal Slider oder sonstige Baukastenmodule, die hier ihre Spuren hinterlassen. Was man vielleicht mal in eine Abteilung „Testimonials“ oder „Portfolio“ eintrug, ist mit dem Theme komplett verschwunden.

Nicht WordPress-konform

WordPress bietet alles was man benötigt, umd Inline-Javascript zu vermeiden. Man möchte nicht glauben, wie oft es einem dennoch unterkommt. Einsteiger wissen sich anfangs vielleicht nicht anders zu helfen um erforderliche Parameter an die Skripte zu übergeben. Allerdings sah ich es bei langjährigen und erfahrenen Anbietern, und nicht im Footer, sondern mitten drin. Spätestens wenn die Optimierung an “ReferenceError jQuery is not defined” scheitert, wird klar, dass „Premium“ längst nicht immer das ist, was es verspricht. Damit muss man selbst dann rechnen, wenn die Quellen und Anbieter als kompetent gelten und populär sind, wie WPMU-DEV oder Envato (themeforest).

Unsinniges zum Nachteil der Kunden

Das Ersetzen von WordPress-Funktionen durch eigene, die denselben Zweck erfüllen, aber die Originalfunktionen außer Kraft setzen erschwert die Arbeit mit WordPress, und auch die Orientierung darüber, was WordPress leistet, und was die Komponenten. Die Differenzierung welche Funktionalität wohin gehört, ist oft gar nicht mehr möglich.

Copy, Paste and Publish

In einem anderen Fall scheiterte die vom Kunden gewünschte Übersetzung, da die zusammengeklatschten Elemente eines (gut bewerteteten!) Business-Themes fünf verschiedene Textdomains beisteuerten. Um eine Funktion eines ebenfalls gut bewerteten Themes in einem Childtheme zu überschreiben, musste ich in den Quellcode des Originals. Das war der Moment an dem mir klar wurde, dass vor dem Einsetzen einer Premium-Komponente in den Wirkbetrieb ein Code-Review (eigentlich Aufgabe der Anbieter) unbedingt erforderlich ist, alleine schon aus Sicherheitsgründen. Das ausgegebene Geld abschreiben zu müssen ist nicht das Schlimmste, was einem passieren kann.

Merkt doch eh keiner

Die vielen tollen Features vielgepriesener „Multipurpose“-Themes sind verführerisch, besonders für Anfänger. Manche wollen dann auch gar alles ausprobieren, und am Ende sieht jede Seite anders aus. Der Besucher hat nicht das Gefühl, es mit einer zusammenhängenden Website zu tun zu haben.

Den Unterschied zwischen professionell und hingeklatscht mag vielleicht nicht jeder bewusst erkennen. Das heißt aber nicht, dass er keine Rolle spielt. Die Wirkung des Gesamteindrucks ist eine ganz andere, wenn man (sich) gekonnt in ein Projekt investiert, ob nun mit Baukastenunterstützung oder einer individuellen Lösung.

Sichere Quellen wählen

Themes die man WordPress-Repository bekommt, haben einen Code-Review hinter sich. Noch strengere Kriterien gelten für Themes, die bei wordpress.com unterkommen wollen. Vielfach bekommt man zwar nur eine abgespeckte Version frei, allerdings hilft das bereits, sich ein Bild von der Qualität einer erweiterten Pro-Version zu machen. Wenn mit der freien Version so gut wie gar nichts geht, während die Komponente nicht müde wird einen zum Kauf der Pro-Version zu drängen, ist das auch bereits ein Qualitätshinweis, ein abträglicher.

Hintergrund

Die Praxis zeigt immer wieder auf, dass gering versierte Nutzer die sich eine Lösung durch Premium-Komponenten erhofften, schlussendlich doch auf professionelle Hilfe angewiesen sind, um erworbene Komponenten richtig nutzen zu können (oder sie zu ersetzen, wenn kein akzeptables Ergebnis erlangbar ist), und sich am Ende nichts damit ersparen. Auch wenn es gute MultiPurpose-Lösungen geben mag, die Wahl dessen was man kauft, sollte in jedem Fall sorgfältig erfolgen.

Nicht alles, was käuflich ist, ist schlecht

Die Perlen unter den Angeboten zu finden ist selbst für WordPress-Kenner manchmal eine Herausforderung. Es geht hier auch nicht darum, Fehler zu kritisieren. Entwickler machen Fehler, und alle Eventualitäten einbeziehen schafft keiner. Umso wichtiger ist es, sich an die WordPress-Konventionen zu halten, Schnittstellen richtig zu nutzen, und nichts von dem zu zerstören was WordPress selbst kann. Komponenten sollen WordPress ergänzen und vielseitiger nutzbar machen, und nicht mit Barrieren verbauen.

Viele der Produkte sprechen reine Anwender und unerfahrene Websitebetreiber an. Die Zielgruppe ist kaum in der Position, die Qualität von Code zu beurteilen. Bewertungen anderer User aus der Gruppe spiegeln oft nicht die reale Qualität wider und sind daher mit Vorsicht zu genießen. Für private Projekte die nichts kosten dürfen, ist man mit einem Orignaltheme von WordPress auf der sicheren Seite. In allen anderen Fällen lohnt es sich zum Selbst- und dem Schutz seiner Besucher, sehr genau hinzusehen, ggf. bei versierten Nutzern, noch besser WordPress-Entwicklern, nachzufragen (Gruppen / Foren oder direkt). Das kostet oft nicht mehr, als ein wenig investierte Zeit.

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